Anlässlich des 60. Jahrestages des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 erklärt der Bundestagsabgeordnete für Segeberg und Stormarn-Nord, Gero Storjohann:
„Der 17. Juni 1953 ist ein wichtiger Erinnerungstag in der deutschen Geschichte. Er steht für das beherzte Eintreten mutiger Menschen für die Grundwerte der Demokratie: Vor 60 Jahren gingen über eine Million Bürgerinnen und Bürger in über 560 Städten der DDR für Gerechtigkeit, Freiheit und Einheit auf die Straße. Diese Werte erscheinen uns heute selbstverständlich. Die Bevölkerung der DDR musste die Niederschlagung der Demonstration ihres Willens durch das SED-Regime erleben.
Die CDU gedenkt dieser unschuldigen Opfer. Der Mut dieser Menschen, ihr selbstloser Einsatz für Demokratie und Rechtsstaat verdient noch heute unseren allerhöchsten Respekt. Alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte stehen in der Pflicht, politischem Radikalismus keine Chance zu geben. Wir können stolz sein auf unsere Demokratie und unser Gemeinwesen, dürfen aber niemals diejenigen vergessen, die wegen ihres Eintretens für diese Werte getötet, verfolgt oder inhaftiert wurden.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat anlässlich der Gedenkveranstaltung „60. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR – Gesamtdeutsche Erinnerung an den 17. Juni 1953“ die „Tränenpalast-Erklärung“* verabschiedet. Ich unterstütze die darin geäußerte Forderung – es darf keinen Schlussstrich unter die Aufarbeitung des SED-Unrechts geben.“
Die „Tränenpalast-Erklärung“ im Wortlaut:
Erklärung für Freiheit und Demokratie „Tränenpalast-Erklärung“ anlässlich der Gedenkveranstaltung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 10. Juni 2013 im Tränenpalast „60. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR – Gesamtdeutsche Erinnerung an den 17. Juni 1953“
Am 17. Juni 1953 gingen über eine Million Menschen in über 560 Städten und Gemeinden in der DDR auf die Straße, um für Freiheit, Demokratie und Einheit zu demonstrieren. Nur durch die Verhängung des Ausnahmezustands und den Einsatz der in der DDR stationierten sowjetischen Armee konnte dieser Volksaufstand niedergeschlagen werden. Die Hoffnung der Menschen auf Freiheit und Einheit wurde blutig erstickt – und konnte erst 37 Jahre später erfüllt werden.
Die Machthaber der SED haben diesen Tag als „faschistischen Putschversuch“ umgedeutet. Bis heute versucht man, ihn aus der deutschen Geschichte zu verdrängen. Damals wie heute treten wir allen Bestrebungen, den Mut der Demonstranten als vermeintlich negativen Umsturzversuch zu missdeuten, entgegen. Der 17. Juni 1953 als revolutionäres Ereignis ist gesamtdeutsche Geschichte.
Der 17. Juni 1953 markiert zugleich den Beginn der Aufstände gegen die sowjetische Vorherrschaft in Polen, Ungarn, Rumänien und der Tschechoslowakei. Die sich mutig und unbeirrt Bahn brechende europäische Freiheitsbewegung muss im europäischen Gedächtnis noch stärker verankert werden. Die kommunistischen Diktaturen in Europa haben viel Leid gebracht. Unzählige Menschen wurden eingesperrt, verfolgt, entmündigt, verängstigt und getötet – tausende Biografien wurden mit nachhaltiger Wirkung auf die kommenden Generationen gebrochen.
Die DDR war ein Willkür- und Repressionsstaat mit systematischer Bespitzelung, in dem Menschenrechte massiv und jeden Tag aufs Neue verletzt wurden. Wir dürfen es nicht unerwidert lassen, wenn der Diktaturcharakter der DDR und die Folgen für die Menschen verharmlost werden, wenn diese Diktatur als lustiges Kostümfest Auferstehung feiert. Es darf keinen Schlussstrich unter die Aufarbeitung des SED-Unrechts geben!
Wir begrüßen die Vielfalt der täglichen Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit aller gesellschaftlichen Ebenen und den ehrenamtlichen Einsatz von Bürgern, Initiativen und Vereinen, die Erinnerung an die kommunistische Diktatur in der DDR aufrechtzuerhalten und an die kommenden Generationen weiterzugeben. Sie verdient unser aller Unterstützung.
Gerade die junge Generation, die keine eigenen Erfahrungen mit Krieg und Diktatur gemacht hat, muss für den Wert von Frieden, Freiheit und Demokratie sensibilisiert werden. Dafür ist das eigene aktive Engagement von Jugendlichen in Organisationen, Parteien, Kirchen und Verbänden, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen, der beste Weg.
Alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte sind aufgefordert, Angriffe auf unsere freiheitliche demokratische Grundordnung abzuwehren.
Wir sind dankbar, heute in einem wiedervereinten, freiheitlichen Deutschland, in einem freiheitlichen Europa zu leben. Unser Ziel bleibt, die Bedeutung von Frieden, Freiheit und Demokratie in Europa wachzuhalten und zu festigen, Wissen zu vertiefen, Verharmlosung zu verhindern und Gedenken zu fördern.
Unsere Geschichte ist die Geschichte Europas. Die Geschichte Europas ist unsere Geschichte.
* Der im Volksmund Tränenpalast genannte Pavillon befindet sich am Bahnhof Friedrichstraße im Zentrum Berlins. Es handelt sich um einen früheren Grenzkontrollpunkt. Dort mussten sich Ostdeutsche in Zeiten der Teilung Deutschlands von ihren Familienangehörigen oder Freunden aus dem Westen verabschieden, wobei häufig Tränen flossen.